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Jeder Reiter oder Reiterin steht früher oder später vor der großen Futterfrage. Von Heu ad libitum über Rationsplanung mit Kraftfutter bis hin zum extrem konzentrierten Sportpferdefutter, es findet sich jeder Pferdebesitzer in irgendeiner der Sparten wieder. Doch viele setzen entweder auf eigene Erfahrung oder eigenes Bauchgefühl ohne sich dabei mal zu fragen, was denn überhaupt Sinn macht. Was braucht denn ein Pferd und was nicht. Darauf gehe ich in diesem Beitrag ein. Und wie immer, Infos zu Quellen und co. findest Du weiter unten.
Die Hauptquelle für diesen Artikel ist das Buch „Pferdefütterung“ von Manfred Coenen und Ingrid Vervuert. Ihr findet hier den Link zum Buch. Es nebst dem neuen Buch von Ingolf Bender das aktuellste Buch mit wissenschaftlicher Grundlage zum Thema Pferdefütterung. Schaut mal rein!
Die tierartgerechte Pferdefütterung
Die tierartgerechte Pferdefütterung basiert auf 3 Eckpfeilern, die von grundlegender Bedeutung sind. Sie muss den
- anatomischen (Aufbau und Struktur)
- physiologischen (natürlichen Abläufe der Organe)
- ethologischen (verhaltensbiologischen)
Ansprüchen der Pferde genügen. „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen” (§1 Satz 2). Eine Fütterung, die die anatomischen, physiologischen und ethologischen Ansprüche von Pferden nicht berücksichtigt, kann somit nicht tierartgerecht sein und dem Pferd zudem Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Pferde richtig füttern bedeutet in diesem Zusammenhang: „die Futterrationen so zu gestalten, dass die Anforderungen der Pferde abgedeckt sind und auch das biologische Gleichgewicht der Bakterien im Verdauungstrakt gefördert wird.“ Denn die bakterielle Verdauungsunterstützung ist essenziell. Klingt erstmal etwas erschreckend oder gar unangenehm, denn ist die eigene Fütterung und derer Fütterungsbedingungen am eigenen Stall denn artgerecht? Dafür brauchen wir noch etwas mehr Information zu den Grundlagen der Verdauung des Pferdes.
Ein Pferd benötigt mindestens 1,5Kg Heu/100kg LM am Tag. Bei einem 600Kg Pferd müssen also mindestens 9Kg Heu am Tag vorgelegt werden. Mehr ist durchaus möglich (Stichwort ad libitum) jedoch sollte beachtet werden dass auch Heu Energie enthält und somit zur Verfettung bei nicht ausreichender Arbeit führen kann!
Die Grundlagen der Verdauung des Pferdes
Pferde sind Pflanzenfresser – bis dahin nichts besonderes. Pflanzen liefern wichtige chemische Verbindungen die für sie lebensnotwendig sind. Aus diesen Verbindungen beispielsweise verstoffwechseln Pferde Energie zur Erhaltung der nicht steuerbaren Lebensprozesse wie die Thermoregulation, Verdauungsprozesse, Herzschlage usw. Darüberhinaus liefern Pflanzen Baustoffe um Körpersubstanz wie Muskulatur aufzubauen und Wirkstoffe um die Stoffwechselprozesse anzuregen. Als Beispiel: ein Pferd braucht B-Carotin um Vitamin A in Eigensynthese herzustellen. Das heisst, um sich genauer mit dem Thema optimale Rationsgestaltung zu beschäftigen, benötigen wir eine Grundlage zum Thema Verdauungsphysiologie & Nährstoffe.
Unsere moderne Pferdehaltung basiert auch auf rohfaserreiche, strukturierte Futtermittel (Silage, Stroh, Weidefutter) und konzentrierte Futter (Getreide, Hafer). Damit Pferde das Futter was wir ihnen bieten auch richtig verwerten können, gibt es grob 4 Prozesse oder Schritte die ich der Einfachheithalber zusammengefasst habe:
- Futteraufnahme
- Zerkleinerung/Aufspaltung
- Resorption
- Ausscheidung
Pro Mahlzeit sollten nicht mehr als maximal 0,4kg Krippenfutter pro 100Kg Lebendmasse (LM) und Mahlzeit gefüttert werden d.h. bei einem 600kg Pferd sollten nicht mehr als 2,4kg Krippenfutter angeboten werden. ABER – dieser Merksatz gilt nur wenn die maximale Stärkemenge pro Mahlzeit nicht überschritten wird!!
Der Verdauungstrakt des Pferdes
Der Verdauungstrakt ist bei allen Pferden nach dem gleichen Schema aufgebaut – rassespezifische Unterschiede gibt es nicht. Insofern gilt die Grundlage der Rationsplanung für alle Pferde. Die allgemeine Rationsgrundlage der Pferde ist das Raufutter (Heu, Heulage, Stroh). Darauf aufbauend werden Nährstofflücken (zB. Protein, Energie oder Mineralstoff- Vitamindefizite) bei Bedarf mit entsprechendem Krippenfutter ergänzt. Pferde haben zudem einen in Relation zum Körper kleinen Magen (15 – 20 Liter Fassvermögen). Daraus kann abgeleitet werden, dass das Pferd ein sogenannter Dauerfresser ist und Fastenzeiten zwischen Mahlzeiten 3-4 Stunden nicht überschritten werden sollten.
Der Verdauungstrakt gliedert sich wir folgt auf:
- Kopfdarm: Bereich von Maulhöhle bis Schlund. Wichtig hierbei ist zu beachten dass das Krippenfutter sehr schnell gefressen wird (etwa 10 Min) vs. Raufutter (ca. 30 – 40min). Dabei wird das Raufutter besser eingespeichelt als Krippenfutter, was zu einer besseren Verdauung bzw. Verwertung des Futters führt.
- Vorderdarm: von Schlund bis Magen. Der Magen hat ein relativ geringes fassungsvermoegen von ca. 15 – 20l. Es sollte daher IMMER darauf geachtet werden dass zuerst Raufutter verfüttert wird und dann Krippenfutter, und so einer Überdehnung des Magens (und entsprechend einer Kolik) vorzubeugen. Zudem sollte Quellfähiges Futter immer ausreichend eingeweicht werden um einer Schlundverstopfung sowie Überdehnung vorzubeugen.
- Duenndarm: Zwölffingerdarm, Leerdarm, Hüftdarm. Insgesamt ca. 20m lang! In diesem Teil werden leicht verdauliche Anteile wie Proteine, Fette und leicht lösliche Kohlenhydrate (KH) verwertet. Der Enzymanteil ist sehr gering, weshalb es wichtig ist daruaf zu achten vermehrt auf leichtlösliche Kohlenhydrate (KH) zu achten. Bspw. Hafer zu 80% dünndarmverdaulich vs. Gerste nur zu 25%! Nicht verdauliche Stärke landet im Dickdarm wo es durchaus auch zu Fehlgährungen kommen kann! Man spricht hierbei auch von einer präcäcalen Stärkeverdaulichkeit.
- Dickdarm: Grimmdarm, Blinddarm, Mastdarm. Wenig bis keine Enzymaktivität, hauptsächlich durch Mikroflora die sich um die Überreste des Nahrungsbreis aus dem Dünndarm und die schwerlöslichen Pflanzenstoffe (Cellulose, Hemicellulose, Pektine) kümmern. Sollte es vorkommen das eine grosse Menge nicht präcäcalen verdaulicher Stärke gefüttert wird, kann das zu einer verstärkten Laktatbildung führen. Dies kann einen deutlichen pH-Wert- Abfall bewirken und so negativen Einfluss auf die Dünndarmschleimhaut bzw. auf die Peristaltik (Bewegung) des Darms und die Enzymaktivität ausüben. Darüber hinaus kann Stärke in das Cäcum einströmen, wo sie durch mikrobielle Enzyme verdaut wird. Die verstärkte Laktatbildung kann auch in diesem Blind- und Grimmdarm zu einem Abfall des pH-Wertes führen, was zu einer Störung der Mikrobenflora (Dysbiose) führen kann. Fehlgärungen – und Kolikerscheinungen können die Folge sein.
So, der Text wurde jetzt doch etwas laenger als erwartet. Ich habe es bewusst „kurz“ gehalten und wirklich nur die Dinge beschrieben auf die eine besondere Achtung gegeben werden sollte. Natürlich stecken weitaus komplexere Themen dahinter die alle verbunden sind. Wer sich daher genauer in die Thematik einlesen oder einarbeiten moechte, den kann ich weiter unten im FAQ Bereich die Literatur empfehlen. Alternativ gibt es regelmäßig Seminare zu dem Thema und weitere Online-Quellen zu dem Thema.

Anders als beim Menschen hat das Pferd keine Gallenblase, sondern die Galle wird kontinuierlich aus der Leber in den vorderen Teil des Dünndarmlumens sezerniert. Die Galle enthält neben Mineralstoffen und Bikarbonat (puffern das saure Milieu ab) auch die Gallensäure, die für die wichtige Emulgierung der Fette verantwortlich zeichnet. Es wird oft gesagt, dass ein Pferd keine Fette verdauen kann, dies stimmt NICHT. Eine Menge von max. 1 g Öl oder Fett/kg LM und Tag ist verträglich und verdaulich.
Woran erkennt man denn eine reibungslose, effektive Verdauung Ihres Pferdes?
- Pferd frisst mit Appetit
- Es verbleibt kein Restfutter in der Krippe
- Darmgeräusche sind hörbar
- Kot ist wohlgeformt und wird regelmäßig abgesetzt
Was können Anzeichen für Verdauungsstörungen sein?
- Futterverweigerung
- Raufutter wird gefressen, Krippenfutter nicht
- Schwitzen, Rollen, Richtung Bauch schauen, Unruhe
- Weicher Kot
Wieviel frisst ein Pferd?
- Pferde fressen auf der Weide ca. 16 Stunden am Tag.
- Ein 600 kg Pferd nimmt dabei ca. 3-4 kg Gras pro Stunde auf, so dass ca. 60 kg Gras gefressen wird.
- Gras ist je nach Vegetationsstadium sehr wasserreich (ca. 80% Wasser), daraus folgt, dass eine Trockensubstanzaufnahme (TS) von ca. 12 kg/Tag angenommen werden kann. Daraus folgt eine TS-aufnahme von 2 kg/100 kg Lebendmasse und Tag
Im Krippenfutter sollte der Referenzwert von 1g Stärke/1Kg LM und Mahlzeit nicht überschritten werden! Bsp. 1Kg Hafer enthalten bei einem Stärkegehalt von 40% 400g Stärke. Ein 600kg Pferd sollte also nicht mehr als 600g Stärke/Mahlzeit aufnehmen. Die Futterration darf also nur max. 1,5Kg Hafer enthalten.
Nährstoffe & Futterinhaltsstoffe
Jetzt haben wir uns etwas in die Thematik Verdauungstrakt etwas eingelesen, doch wie spielen jetzt die beiden Begriffe Nährstoffe & Futterinhaltsstoffe mit rein? Und warum sind das Zwei verschiedene Begriffe?
Nährstoffe = Organische und Anorganische Stoffe, die vom Lebewesen zu deren Lebenserhaltung aufgenommen und im Stoffwechsel verarbeitet werden:
- Kohlenhydrate (Energie)
- Fette (Energie)
- Eiweiß (Baustoff)
- Mineralstoffe (Baustoff)
Futterinhaltsstoffe = nach Weender Futtermittelanalyse ermittelt. Bezeichnen sich aus i.d.R. 1kg Futter. Für Tierfütterung wichtig da sie für Tierfütterung von besonderer Bedeutung, da sie wesentliche Aufgaben im Organismus übernehmen. Infos dazu in Futtermitteldeklaration zu finden. Diese beinhalten Wasser, Trockensubstanz (TS), Rohasche, Rohfett, Rohfaser, Rohprotein und Stickstofffreie Extrakstoffe.
Wir schauen uns jetzt in diesem Teil vermehrt in die Thematik Nährstoffe rein. Das Thema Futterinhaltstoffe wird besonders wichtig in der Thematik Rationsgestaltung bzw. Planung für die es bald einen eigenen Beitrag geben wird, dann findest Du den Link hier.
Kohlenhydrate (KH) sind wichtige Energielieferanten die eine besondere Bedeutung haben in Bezug auf Stärkegehalt. Zusammengesetzt sind sie aus Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O2) im Verhältnis 1:2:1. So haben beispielsweise
- Hafer 40%
- Gerste 60%
- Mais 65%
je einen Anteil von Stärke von niedrig bis höchstes. Schwerverdauliche KH werden durch Mikroorganismen im Dickdarm abgebaut, während leichtverdauliche KH im Dünndarm zu körpereigene Enzyme abgebaut werden, jedoch nur in geringen Masse. Wie sind KH aufgebaut bzw. aus was bestehen sie? Die simple Antwort: Zucker. Ganz genau aus:
- Monosaccharide: Einfachzucker wie Glukose, Fruktose & Galaktose
- Disaccharide: Zweifachzucker wie Laktose, Saccharose, Maltose
- Oligosaccharide: 3-9 Saccharide Einheiten, Raffinose, Stachyose…
- Polysaccharide: Mehrfachzucker wie Stärke, Glykogen, Ballaststoffe (Cellulose, Hemicellulose, Lignin)
Von besondere Bedeutung sind die Zwei Polysaccharide Stärke & Cellulose. Stärke wird beim Pferd weitestgehend durch körpereigene Enzyme abgebaut, während sie für den Abbau der Cellulose Mikrobielle Enzyme benötigen. Das gleiche gilt auch für Fruktane Polysaccharide (Stichwort Fruktan!) sie dienen als Speicherkohlenhydrate für Pflanzen. Es kann während Sonnenstrahlen & niedriger Temperatur in Wachstum umgenutzt werden und wird daher als Fruktan gespeichert. Diese Konzentration an nur von mikrobiellen Enzymen aufspaltbare Energie kann zu Verdauungskrankheiten und auch zu Hufrehen führen. Wobei zu beachten ist, dass besonders leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Zucker und Stärke vielfach als Auslöser dieser Erkrankungen zu sehen sind als Fruktan. Einen Beitrag zum Thema Fruktan & Hufrehe wird es bald geben und kannst du dann HIER nachlesen.
Die Zusammensetzung der Mikroben im Darm sind sehr leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, daher ist es wichtig das Pferd eine langsame Futterumstellung zu bieten. Grosse Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate auf einmal beispielsweise, an die das Pferd nicht angepasst ist (bsp. Rohfaserreiche Winterfütterung, Weideumstellung im Frühjahr) können ganz schnell zur Kolik führen und Hufrehe als Folgerisiko. Der Grund hierfür ist dass der Dünndarm die ankommende Menge leicht verdaulicher KH nicht vollständig aufnehmen kann, dadurch gelangen Mono- und polysaccharide in den Blind- und Grimmdarm. Die dort lebenden Mikroben sind aber vor allem auf die Verdauung von schwerlöslichen Kohlenhydraten spezialisiert. Die leicht löslichen Kohlenhydrate werden aber auch von Mikroorganismen zu Milchsäure umgesetzt, die zu einer Übersäuerung des Darminhaltes führen kann. Dadurch kann es zu einem Absterben von auf die Hemizelluloseverdauung spezialisierten Bakterien kommen, die den PH-Wert Abfall (saures Milieu durch erhöhten Anteil von Milchsäure) nicht vertragen. Die toten Bakterien sondern Toxine (Giftstoffe) ab, die durch die Darmwand in den Kreislauf gelangen können. Die Folge sind Reaktionen an den Gefäßen, die eine akute Hufrehe auslösen können.(HIER gibt es bald mehr zu fütterungsbedingten Erkrankungen).
Anders ist es bei Cellulosen, Hemicellulosen & Pektine. Diese gehören zu den Ballaststoffen, und zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht durch körpereigene Enzyme aufschließbar sind. Die Zersetzung erfolgt durch mikrobielle Zerlegung überwiegend im Dickdarmbereich in kurzkettige Fettsäuren (Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure), die über die Darmschleimhaut aufgenommen werden und energetisch nutzbar sind. Unverdauliche Kohlenhydrate wie Lignin und andere Holzstoffe werden unverdaut mit dem Kot ausgeschieden.
Fette = bestehen aus Glycerin (Zuckeralkohol und einfachste dreiwertige Alkohole) und Fettsäuren
Die natürlichen Futtermittel für Pferde sind relativ fettarm. Sonnenblumenkerne, Sojabohnen und andere fettreiche Futtermittel gehörten selten zur Nahrung wildlebender Pferde. Jedoch haben sie eine wichtige Funktion im Pferdkoerper. Sie dienen als Energietraeger und Lieferant essentieller Fettsäuren nötig für lebenswichtige Körperfunktionen. Da Pferde keine Gallenblase haben, können sie nicht Fette in unerhebliche Menge verdauen. Die Gallenflüssigkeit wird von der Leber in den Darm abgesondert wo der Großteil über die Dünndarmschleimhaut aufgenommen und weitertransportiert wird.
Interessant ist hierbei zu bemerken, dass die Gefahr einer Verdauungsstörung durch Stärke durch Öl bei gleichzeitiger Reduktion Stärketräger reduziert werden. Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen wird ebenfalls positiv beeinflusst. Allerdings kann eine Übermäßige Fettzuführung kann Magenentleerung stören und die mikrobielle Aktivität hemmen. Daher sollte der Referenzwert von 1g Öl/Kg LM / Tag nicht überschritten werden!
Proteine bestehen aus einer Vielzahl von Aminosäuren (bis zu 1000 Aminosäuren), die teilweise vom Körper selber hergestellt werden können (aus Kohlenhydrat- und Fettabbauprodukten) oder durch die Nahrung aufgenommen werden müssen. Sie sind ein wichtiger Baustoff, aus ihnen wird die Muskulatur unterstützt, sowie die Organe, Blut, Verdauungssekrete und vieles mehr. Bei einer übermäßigen Zufuhr über die Fütterung können Eiweiße auch als Energieträger genutzt werden. Doch nicht alle Eiweisse bzw. Aminosäuren können die Pferde selber herstellen. Die sogenannten essentiellen Aminosäuren müssen über das Futter zugeführt werden. diese sind:
- Lysin
- Methionin
- Tryptophan
- Leucin
- Isoleucin
- Threonin
- Valin
- Histidin
- Phenylalanin
Die über die Fütterung aufgenommenen Proteine werden im Magen bzw. Dünndarmlumen aufgespalten (Lumen ist abgeleitet von Lumen Licht, Weite und bezeichnet medizinisch den Hohlkörper beispielsweise des Darmes, der Harnblase oder Blutgefäßen). Die sogenannten Peptidasen (Enzyme) spalten die Proteine in Tri- bzw. Dipeptide und in der Dünndarmschleimhaut dann weiter zu Aminosäuren auf. Im Dünndarmlumen können überwiegend nur die Proteine enzymatisch gespalten werden, die in rohfaserarmen Futtermitteln gebunden sind bzw. durch Quetschung im Maul bereits freigelegt wurden. Eiweiße, die in den Zellwänden von rohfaserreichen Futtermitteln gebunden sind, sind enzymatisch durch Peptidasen nicht aufzuschließen. Der überwiegende Anteil wird über den Kot ausgeschieden.
Die bei der Umwandlung von Eiweißen zur energetischen Nutzung freigesetzten Aminogruppen müssen in der Leber entgiftet werden. Dabei entsteht Harnstoff, der über die Niere ausgeschieden wird. Dieser Umwandlungsprozess ist energiezehrend und belastet den Stoffwechsel der Pferde. Daher sollte auf eine überhöhte Eiweißversorgung durch die Fütterung verzichtet werden, wobei eine 2-3 fache über den Erhaltungsbedarf hinausgehende Versorgungslage bei gesunden Pferden unproblematisch erscheint.
Zum Thema Mineralstoffe habe ich einen ausführlichen Artikel veröffentlich, den Du hier finden kannst.
Mineralstoffe werden dem Pferd über die Nahrung bereitgestellt. Unterteilt werden sie in Mengenelemente (Aufnahmemenge wird überwiegend in Gramm (g) angegeben) und Spurenelemente (Aufnahmemenge wird überwiegend in Milligramm (mg) angegeben). Die wichtigsten Mengenelemente für Pferde sind Calcium (Ca), Phosphor (P), Natrium (Na), Chlorid (Cl), Kupfer (K) und Magnesium (Mg). Zu den wichtigen Spurenelementen zählen Selen (Se), Eisen (Fe), Zink (Zn), Jod (J) und Co.
Vitamine sind sogenannte „Wirkstoffe“ und regeln Stoffwechselprozesse im Körper. Sie steuern Wachstum, Entwicklung, und sind wichtig für die Fruchtbarkeit & die Gesundheit der Pferde. Der allgemeine Bedarf hängt stark von der Nutzung, Alter & Gesundheitsstatus des Pferdes ab.
Allgemein gibt es:
- Fettlösliche Vitamine (A, D, E – werden ausreichend über das Futter aufgenommen, und K (wird vom Pferd selbst synthetisiert)
- Wasserlösliche Vitamine (diese werden durch den Darm produziert, daher sollte man die ausreichende Versorgung beachten wenn eine Kolik/Verdauungsstörung vorliegt, dann werden sie wahrscheinlich nicht in auszureichender Menge synthetisiert)
Chemisch bilden die Vitamine keine einheitliche Stoffgruppe. Vitamine werden von Pflanzen, Bakterien oder Tieren gebildet. Bei unterschiedlichen Tieren gelten zum Teil verschiedene Substanzen als Vitamine. So können etwa die meisten Tiere Vitamin C selbst produzieren, anstatt es mit der Nahrung aufnehmen zu müssen. Somit ist Vitamin C für die meisten Tiere kein Vitamin
Die Futtermitteldeklaration
Futtermittel sind mit all ihren Bestandteilen umfangreicher zu kennzeichnen als Lebensmittel, so fordert es das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch und die zahlreichen europäischen Verordnungen im Futtermittelrecht.
In der Deklaration findet man folgende Bestandteile:
- Zusammensetzung = Sie muss (!) alle enthaltenen Bestandteile bzw. Einzelfuttermittel in dem vorliegenden Pferdefutter angeben, und zwar mindestens in absteigender Reihenfolge ihres Anteils. Zusätzlich können die jeweiligen Anteile in Prozent aufgeführt werden. Sie müssen genannt werden, wenn bestimmte Bestandteile besonders hervorgehoben werden oder wenn ein Tierhalter dies wünscht und der Anspruch des Futterherstellers auf Schutz des Know-hows nicht massiv beeinträchtigt wird.
- Inhaltsstoffe = Ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben ist die prozentuale Angabe der Inhaltsstoffe auf der Deklaration. Dies ist für den Tierhalter die eigentlich wichtige und unverzichtbare Information. Er muss genau wissen, wie viel Rohprotein (Eiweiß), Rohfett, Rohfaser, Rohasche oder auch Mineralstoffe wie Calcium, Phosphor, Natrium enthalten sind. Die Hersteller können dazu außerdem freiwillig den Energiegehalt des Futters auf der Deklaration angeben, da sich darauf ebenfalls der gesamte Fütterungsplan und die Rationsgestaltung stützen.
- Zusatzstoffe = für die per Gesetz ein Höchstgehalt festgesetzt ist, werden mit ihrer Menge je Kilogramm aufgelistet. Dies sind z. B. Vitamine, Spurenelemente, Aminosäuren, Enzyme, Mikroorganismen. Zusatzstoffe ohne festgelegte Höchstgehalte werden freiwillig angegeben.
- Fütterungshinweis = Dies enthält z. B. den Hinweis, ob es als Ergänzung zum Raufutter eingesetzt werden soll oder als Ergänzung zu Getreide und Raufutter. Zusätzlich müssen wichtige Einzelheiten zur Rückverfolgbarkeit der Futtermittel angegeben sein, wie z. B. die Kennnummer der Partie, Mindesthaltbarkeitsdatum, Name und Anschrift des Herstellers.
- Freiwillige Angaben = geben das Mindestmaß an Kennzeichnung von Futter an. Dies gilt für alle Futtermittel für Nutz- und Heimtiere. z. B. nutzbares Rohprotein oder verdauliche Aminosäuren. In jedem Fall handelt es sich dabei ebenfalls um wissenschaftlich überprüfbare, objektive Angaben. Auch diese unterliegen, wie die genannten Pflichtangaben, zum Schutz der Käufer der amtlichen Futtermittelkontrolle.
Die verdauungsphysiologische Nutzbarkeit von Futtermitteln und deren Inhaltsstoffe geben also Hinweise über die Wertigkeit der Produkte. Zu den Grundlagen der Futtermitteldeklaration gibt es ausserdem Rechtsgrundlagen auf deutscher Ebene sowie EU-Ebene. Aus diesen geht hervor was gefuettert werden darf, und was nicht. Das Oberste Prinzip und Ziel der rechtlichen Vorgaben ist es, die Versorgung von Mensch und Tier mit sicheren, unbedenklichen Lebens- bzw. Futtermitteln zu garantieren und die Tiergesundheit zu gewährleisten. So kann man beispielsweise aus dem EU-Futtermittelrecht die Bestimmungen in Bezug auf Gentechnikrecht, Veterinärrechtliche Bestimmungen oder Vorgaben zu Probennahme und Analytik entnehmen. Wie ihr euch vorstellen koennt, sind die Rechtstexte sehr umfangrecih, wer sich also genauer in die Thematik einlesen moechte, dem habe ich oben sowie im FAQ Teil die Links bereitgestellt.
Fazit
Die Grundlagen zur Ernährung des Pferdes, des Verdauungstraktes sowie Futterinhaltsstoffe & Nährstoffe sind sehr umfangreich. In diesem Beitrag habe ich versucht es euch so kurz aber auch umfangreich wie möglich gemacht. Ja das widerspricht sich gerade, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine. In meiner Ausbildung zur Futtermittelberaterin sind wir natürlich tief in die Materie eingetaucht und haben die genauen Prozesse und Zusammenhänge untersucht. Die Basis oder Grundlage ist nötig, um im nächsten Schritt eine artgerechte und an den Bedürfnissen von Pferd & Reiter gerechten Rationsplanung zu erstellen. Das heißt nicht, dass ihr euch direkt eine Beraterin suchen müsst, um unbedingt die Ration eurer Pferde zu überprüfen. Einige Dinge könnt ihr durchaus selbst im Blick behalten, weshalb ich euch hier die Grundlagen bereitgestellt habe. Wenn ihr eure eigene Rationsplanung erstellen wollt, solltet ihr euch zuerst die Bedarfswerte eures Pferdes heraussuchen bzw. ermitteln. Hierfür schreibe ich demnächst einen Artikel und verlinke ihn dann HIER.
Was ist also das Fazit des ganzen bzw. was könnt ihr aus dem ganzen für euch und euer Pferd entnehmen? Eure Pferde benötigen als gute Grundlage hygienisch einwandfreies Heu, mindestens 1,5Kg/100Kg LM am Tag. Eine Überschreitung der Menge, vor allem, wenn man Richtung Heu ad libitum tendiert ist durchaus möglich, ihr solltet jedoch auf eine ausreichende Menge Bewegung achten sowie freien Zugang zu Salzlecksteine und ggf. eine Zufütterung von Mineralfutter. Eine Futterkarenzzeit von über 4 Stunden sollte zudem vermieden werden. Daher sind Lösungen wie Heunetze oder automatische Heuraufen sehr interessant (dazu gibt es von der HfWU mittlerweile einige Studien). Alternativ könnt ihr euer Pferd auf Stroh stellen, oder wenn es ein sehr leichtfuttriges oder gar übergewichtiges Pferd ist, gutes Futterstroh zum Heu mischen. Beim zufüttern von Krippenfutter (Hafer, Müsli, Pellets und co.) solltet ihr die Zusammensetzung genau unter die Lupe nehmen und euch selbst die Frage stellen, ob das euer Pferd braucht und was euer Ziel dabei ist. Es kann durchaus Sinn machen zuzufüttern und so eure sportliche Leistung zu optimierten, jedoch passiert es doch häufig, dass Reiter glauben mehr ist auch mehr, dabei kann es auch schädlich dem Pferd gegenüber sein.
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"Pferdefütterung" (2019), Manfred Coenen & Ingrid Vervuert
"Praxishandbuch Pferdefütterung" (2011), Ingolf Bender
Ausbildung Pferdefütterung an der HfWU - Lehrinhalte (2022) Dirk Winter
Auch wenn ich mir absolut Mühe gebe mit meiner Recherche, so kann es vorkommen dass ich Dinge fehlinterpretiere oder sonst irgendwas. Hab keine Scheu mich anzuschreiben, denn das Ziel dieses Blogs ist es, eine leicht zu verstehende, kreative Übersicht zu bieten bei dem jeder Leser und Leserinnen sich über die Pferde informieren kann 😁