Mein Murgese – Teil 3: Sheryl & Nek

Inhaltsverzeichnis

Ich habe einige Interviews in Peto die ich demnächst führen werde, bis dahin dachte ich mir ich schreibe mal ein Interview mit mir selbst 😂 Wie bin ich denn auch Murgesen gestoßen? Was hat mich überzeugt? Was nicht? All das findest Du hier.

Sheryl & Nek stellen sich vor

Einige von euch kennen mich bereits, sei es in Person, über Social Media oder gar über den Blog. Für alle die, die mich noch nicht kennen, ich bin die Sheryl und die Autorin dieses Blogs. Ich bin 26 Jahre alt und habe seit Anfang des Jahres Nek an meiner Seite. Nek ist ein 5-jähriger Murgese, frisch aus Italien importiert. Zu meiner Person noch, ich bin aktuell Consultant in der Unternehmensberatung und habe mich nebenberuflich als Futtermittelberaterin für Pferde weitergebildet. Mein Ziel ist es, euch eine Plattform zu bieten in der ihr Wissen über die Murgesen erhaltet, und hoffentlich bald auch Themen Richtung Pferdefütterung und Beratung bekommen könnt.

Sheryls Weg zum Murgesen

Murgesenpferd.de: Wie bist Du auf Murgesen & Nek gekommen?

Sheryl: Mein Weg startete vor etwa 15 Jahren als ich noch in Spanien lebte. Ich bin dort aufgewachsen und hatte während meiner Teenager-Jahre die Möglichkeit an einem Stall zu arbeiten, wo ich das Reiten gelernt habe. Witzigerweise war es der gleiche Stall, an dem ich jeden Tag über mehrere Jahre hinweg mit dem Schulbus vorbeifuhr, und jeden Tag sah ich diesen wunderschönen Schimmel auf seinem Paddock. Er hieß Copito und war mein erstes Herzenspferd. Er gehörte der Stelleigentümerin und ich musste es mir hart erarbeiten ihn irgendwann reiten zu dürfen. Das erste Mal war einfach wie ein Traum, und ich werde dieses Pferd nie vergessen. Es war während meiner Zeit an diesem Stall an dem ich auch meine Liebe für Barockpferde entwickelte, eine Liebe die bis heute noch anhält.

Copito war mein erstes Herzenspferd [...] Ich werde ihn nie vergessen

Sheryl: Ich musste jedoch nach meinem Abi nach Deutschland umziehen, und musste ihn leider in Spanien zurücklassen. In Deutschland angekommen, suchte ich mir eine neue Reitschule und kam so einige Jahre mit der FN Reitweise in Berührung. Ich merkte jedoch schnell, dass es einige Aspekte gibt dir mir nicht gefallen, und so kam es per Zufall während meines Studiums dazu, dass ich eine Reitbeteiligung an einem Lipizzanerhengst fand. Ich sags euch, dieser Hengst war auch absolut bombastisch. Er strahlte eine Stärke und Anmut aus, die mich schier umwarf. Er und seine Besitzerin waren ein absoluter Glückstreffer, denn sie waren beide richtige Lehrmeister. So befasste ich mich immer mehr mit den Lipizzanern, und da mich Undine (so hieß er) einfach begeisterte, fing ich an mehr über die Rasse recherchieren.

Undine stammt aus der „Conversano“ Linie, und wer bereits meinen Beitrag über die Herkunft der Murgesen & Neapolitaner gelesen hat, dem wird dieser Name bereits bekannt sein. Wenn nicht, habe ich Dir hier den Artikel verlinkt. „Conversano“ war nämlich einer der beiden Neapolitano Hengste die in die Zucht der Lipizzaner mit eingeführt wurden. Und ich sags euch, er hat definitiv einen Neapolitanisch geformten Kopf gehabt, einfach wunderschön! 

Achtung, jetzt komme ich langsam auf die Murgesen 😂

Sheryl: Mir waren also die Neapolitaner bereits ein Begriff, jedoch recherchiert ich nicht tiefer in deren Geschichte. Es war nur bis Jolanda Adelaar und ihr mega genialer Hengst Carletto die Schlagzeilen machten, als irgendwie die Verbindung Neapolitaner-Murgese in meinem Hirn Klick machten.

Als ich das erste Mal einen Artikel über Jolanda und Carletto las, und mir die Fotos anschaute, da wusste ich es einfach. Das ist meine Art Pferd. Meine Vorliebe für Schimmel, Lipizzaner und iberische Pferde besteht immer noch, aber die Murgesen hatten etwas an sich, was mich in deren Bann zog. Zu dem Zeitpunkt jedoch hatte ich als Studentin keine Möglichkeit ein Pferd zu kaufen. Sie blieben aber immer in meinem Hinterkopf, unvergessen.

Die Murgesen hatten etwas an sich, was mich in ihren Bann zog

Wilkommen Nek

Sheryl: Spulen wir mal einige Jahre vor zu dem Zeitpunkt wo ich mir ein Pferd kaufen konnte. Mein erstes eigenes Pferd war ein richtig toller Oldenburger Wallach namens Ambi. Jedoch hatten wir wirklich Schwierigkeiten zueinander zu finden, weshalb ich mich auf die Suche begab seinen Herzenmenschen zu finden. Gesagt, getan, ein richtig tolles Mädel hat sich in ihn verliebt und wird ihn in aller Hinsicht gerecht. Das zu sehen hat mich einerseits gefreut, aber auch richtig traurig gemacht.. Es geht ihn jedoch hervorragend, und ich bekomme auch regelmäßig Fotos & Videos.

Erneut begab ich mich auf die Suche nach einem Partner Pferd, nur dieses Mal wollte ich mich nicht von meinem Weg abbringen lassen in der Barockpferde Sparte fündig zu werden. Mein erster Gedanke war es, einen PRE, Cartujano, Lusitano, Alter Real oder gar einen Cruzado zu finden. Doch wer die letzten Jahre auf dem Pferdemarkt unterwegs war weis, dass der Markt für spanische Pferde einfach überhitzt und überteuert ist. Nur durch Zufall fand ich meine Trainerin Tina (die ich übrigens auch interviewt habe und hier findest Du ihr Interview). Sie selbst hat auch einen Murgesen und schickte mir irgendwann eine Anzeige von einem Murgesen. Und da packte es mich! Das sind doch die „Carletto-Pferde! Und von da an fing meine Suche an. Ich schaute mir zwei Murgesen an, bei denen ich jedoch nicht so richtig diese Verbindung empfand, die viele Reiter kennen. Irgendwann fand ich auf Facebook jemanden, der immer wieder mal Murgesen aus Italien importiert. Er zeigte mir ein Foto und ein Video von zwei Murgesen, die demnächst zu ihm kämen, und da war er! Nek! Viele kennen dieses Phänomen, man sieht nur ein Foto und weis schon, boah! Das wärs! Gesagt, getan, ich musste noch eine Weile warten, doch sobald er da war bin ich direkt hingefahren und mein Gefühl bestätigte sich.

Murgesenpferd.de: Was hat dich denn noch überzeugt?

Sheryl: Ich fand seine Anmut und Präsenz einfach fantastisch. Zudem noch seine wohlproportionierte Körperstatur, seine starken Gelenke und einen guten Rücken. Das einzige Manko war, dass seine Hufe echt nicht so toll waren, daran arbeiten wir jedoch.

Murgesenpferd.de: Wie ging es den nach dem Kauf weiter?

Sheryl: Ich habe eine klinische AKU mit Röntgen machen, um zu schauen, ob er irgendwelche krassen Abnormalitäten hat. War aber alles soweit gut. Daraufhin organisierte ich einen Transport. Da hatte ich mega Glück, denn ein paar gute Freunde haben ein Auto, das einen Hänger ziehen kann und sie haben ihn mir dann abgeholt und auf direkten Wege zum Berittstall gefahren. Dort blieb Nek zwei Monate, um einfach ein paar grundlegende Dinge zu lernen, bevor er zu mir kommt. Dort wurde er dann auch leider kastriert. Im Mai war es dann so weit, ich holte Nek zu mir an den Stall und seither beginnen wir langsam mit unserem Training. Ich Reite ihn max. 3x die Woche je 10-15min und steigere es Woche für Woche. Davon mache ich eine Einheit Dressur und die anderen baue ich Pylonen oder eine Stange auf. Die restlichen Tage verbringen mir mit Horsemanship Einheiten, spazieren gehen oder den ein oder anderen Trick zu lernen. Nek braucht defintiv die Abwechslung und macht dann seine Arbeit sehr gut, wenn auch er manchmal noch etwas Motivation braucht 😅

Murgesenpferd.de: Was ist denn das Besondere an Nek? Was mag er den besonders gerne?

Sheryl: Meine neueste Entdeckung bei ihm ist, dass er es absolut liebt ins Gelände zu gehen. Er ist absolut unerschrocken und findet es so mega toll neue Ecken zu erkunden, das ist echt schön. Wenn auch ich manchmal Bergauf noch zu kämpfen habe hinterher zu kommen 😂 Ich habe jetzt angefangen einige Dressur/Bodenarbeitseinheiten im Gelände zu machen, weil er dort einfach mehr Motivation zeigt, das klappt auch sehr gut! Das Besondere an ihm ist, dass er von Grund auf ehrlich ist und ich das Gefühl habe er spiegelt meinen Charakter. Uns vereint ein Band, dass ich in der Form noch nie erlebt habe. Klar, wir hatten schon den ein oder anderen richtig schlechten Tag, an dem nichts funktioniert hat. Trotzdem habe ich das Gefühl, wir schauen uns an und wissen, dass alles gut ist und beim nächsten Mal es besser wird. Klingt vielleicht witzig, aber dieses Gefühl ist unbeschreiblich.

Murgesenpferd.de: Was ist denn typisch Murgese bzw. Typisch Nek?

Sheryl: Er ist ein absolutes Spielkind. Alles muss angetastet werden und in den Mund gesteckt. Wenns auf dem Boden liegt, dann wird damit so lange gespielt bis es weg ist oder kaputt ist. Das ist aber auch eine Sache, die sehr typisch Murgese ist, sie sind einfach total neugierig. Was mir auch passiert ist, und das erzählen auch viele Murgesenbesitzerinnen, ist, dass sie am Anfang recht explosiv bzw. Wild sein können. Sie sind absolut sensibel, oder wie das Tina schon beschrieben hat, sie haben feine Antennen. Und wenn die Kommunikation am Anfang noch nicht so gut sitzt, dann kommt es durchaus vor, dass sie ihre Energie durch das Steigen oder sonstige Unarten herauslassen. Aber auch bei Nek hatte ich nie das Gefühl es wäre mir gegenüber bösartig gerichtet, auch wenn er mich manchmal aus Versehen um gerempelt hätte.

Worauf man bein Murgesen achten sollte

Murgesenpferd.de: Was hättest Du den gerne vorher gewusst? Etwas worauf Du Dich gerne hättest besser vorbereitet?

Sheryl: Ich muss ehrlich sagen, Tina hat mich hervorragend auf die Herausforderung Murgese vorbereitet bzw. aufgeklärt. Lange hat sie mit mir darüber geredet, sodass ich mich mental darauf einstellen konnte. Zudem habe ich mich auch mit anderen Murgesenbesitzerinnen ausgetauscht und hatte bereits ein gutes Gespür dafür, wie sie drauf sind und worauf ich achten sollte.

Murgesenpferd.de: Und was würdest Du gerne anderen Interessierten weitergeben?

Sheryl: Ich teile die Meinung von Tina. Sie sind wunderschöne, anmutige und stolze Pferde. Sie strotzen vor Energie und Selbstbewusstsein. Jedoch würde ich keinem reinen Anfänger empfehlen sich einen jungen Murgesen zu kaufen. Es sollte zumindest entweder beim Reiter oder beim Murgesen eine Basis bestehen. Der Reiter sollte die Fähigkeit haben, feinfühlig mit dem Murgesen umzugehen und ihm die nötige Zeit geben, die es braucht. Sofern der Grundstein gelegt ist, können es die tollsten Kinderpferde, Freizeitpferde oder sonstige werden, da sie durch ihre Ehrlichkeit und Unerschrockenheit einfach hervorstechen. Die Entscheidung ein Pferd zu kaufen ist schon eine große, ein Jungpferd umso größer, und dann noch ein Murgeseja. Muss schon gut überlegt sein, und man sollte sich darauf einstellen können, dass nicht alles stressfrei und harmonisch von Anfang an sein wird. Sie sind zudem auch recht dominant, also können es sein, und man sollte aufpassen, dass sie nicht lernen die obere Hand übernehmen zu können. Sonst kann es, besonders am Anfang, ganz schnell gefährlich werden. Ruhe, Geduld, klare Kommunikation und Zeit sind die Dinge, die man mitbringen sollte, wenn man das Abenteuer Murgese eingehen möchte.

Murgesenpferd.de: Was sind denn Eure Ziele? Wo möchtest Du gerne in 5 Jahren mit Nek stehen?

Sheryl: Tina hat das super schön definiert, das kann ich selbst nicht. Deshalb formuliere ich das mal anders 😂 Ich hätte gerne eine derartige Partnerschaft mit Nek, dass wir in der Dressur oder Working Equitation (oder woran auch immer wir arbeiten) komplett verschmelzen. Dass unsere Kommunikation aufeinander komplett abgestimmt ist, und wir ohne Angst oder Unsicherheit allem herantreten können. Ich wünsche mir, dass ich Nek so ausbilde bzw. gesund reite, dass er bis ins hohe Alter reitbar und gesund bleibt. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, das ein oder andere Turnier mitzureiten und vor allem viele Lehrgänge zu besuchen.  Dafür muss ich aber erstmal schauen, ob das etwas ist, was Nek auch machen möchte. Es bleibt also spannend!

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