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Vielleicht stehst Du gerade davor einen Murgesen zu kaufen, oder willst Dich erstmal in die ganze Thematik reinlesen oder vielleicht hast Du sogar schon einen Murgesen, bist aber neugierig, wie es bei anderen beim Kaufprozess erging. Es gibt so viele verschiedene Wege einen Murgesen zu finden und andersrum so viele verschiedene Interessierte aus den verschiedensten Sparten. Sei es in der Freizeit, Horsemanship, klassische Dressur nach FN, akademische Reitkunst usw. Daher starte ich die kleine Reihe „Mein Murgese“, indem ich verschiedene Murgesenbesitzerinnen interviewe und Euch hier Einblicke gebe. In diesem Teil gehe ich auf die Geschichte von Laura und ihre „Neve” ein.

Laura & Neve stellen sich vor
Hallo an alle! Ich bin die Laura und meine wilde Murgesen-Stute heißt Neve. Ich bin derzeit noch Studentin in der Medienproduktion und schreibe zurzeit meine Bachelor-Arbeit. Parallel zu meinem Studium beschäftige ich mich vermehrt mit Themen der akademischen Reitkunst und bin zudem auch Hobbyfotografin. Hierzu habe ich auch eine eigene Website, die ihr gerne besuchen könnt (link auf Foto). Ich freue mich, dass ich euch ein wenig über Neve und mich erzählen darf 😁
Lauras Weg zum Murgesen
Murgesenpferd.de: Hallo Laura! Schön, dass das geklappt hat mit dem Interview. Ich springe auch schon direkt zur ersten Frage: Wie bist Du auf Murgesen & Neve gekommen?
Laura: Ich hatte das große Glück, mit 18 ein Pferd geschenkt zu bekommen. “Nelchen” war zu dem Zeitpunkt 25 Jahre alt, aber es war trotzdem einfach fantastisch. Leider ist sie mit 27 Jahren verstorben und so stellte sich mir die Frage – Reitbeteiligung? Pflegebeteiligung? Oder doch ein eigenes Pferd? Ich hatte schon sehr lange für ein eigenes Pferd angespart, und die beiden anderen Optionen waren nichts für mich. Da schaute ich mich im Internet um, was aktuell am Markt so angeboten wird. Ich wollte mir noch einiges an Zeit lassen und erst im Herbst ein Pferd kaufen, aber es kitzelte mich schon ein wenig im Frühjahr zumindest schon mal den Markt durchzuforsten und zu schauen, was es so gibt. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Pferd. Knabstrupper gibt es ja bekanntlich wenige, und noch weniger welche, die mir gefielen. Zudem wollte ich keinen Schimmel, da ich oft bereits gehört hatte, dass diese mit Melanome Probleme bekommen – also sind Lipizzaner auch raus. Lusitanos sind auch nicht unbedingt meine Pferde und die Spanier sind mittlerweile einfach viel zu teuer. In dem Gedankenprozess ist mir eingefallen, dass ich doch mal auf einer Messe was von diesen Rappen gehört habe … Murgesen! Also tippte ich im Internet “Murgese” ein, und wie es das Schicksal so wollte, tauchte Neve als allererstes auf. Da war es eigentlich auch schon vorbei, das war mein Pferd. Ich zeigte die Anzeige meiner Familie in der Hoffnung sie würden mich nochmal daran erinnern, dass ich doch eigentlich warten wollte, jedoch haben mir alle zugesprochen ich solle sie mir doch anschauen. Gesagt, getan, ich schrieb die Verkäuferin an und bekam schon bald einen Anruf. Neve sei leider bereits an jemand anderem versprochen und es wird bald eine AKU gemacht. Wir telefonierten jedoch noch sehr lange, denn sie hat einen Erfahrungsschatz über Murgesen den man nicht so häufig findet. Sie lud mich trotzdem zu sich ein, um die Murgesen mal kennenzulernen, evtl. auch die anderen Verkaufspferde anzuschauen. Jedoch war ich etwas traurig, dass Neve nicht dabei wäre und auch wenn ich mit dem Gedanken spielte, mit der Verkäuferin nach Italien zu fliegen, wartete ich nochmal.
Das Schicksal hatte aber andere Pläne, und so kam es, dass ein paar Tage später die Verkäuferin mich anrief und sagte, dass die Interessenten abgesprungen sind, und ich doch gerne vorbeikommen kann. Das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen! In derselben Woche bin ich hingefahren und lernte Neve kennen, und es war einfach toll. Ich war zwar etwas verunsichert, da ein Pferdekauf keine leichte Entscheidung ist – man muss recht schnell entscheiden, ob das der oder die Partnerin ist, die dann die nächsten 25 Jahre bei einem ist. Aber, ich habe es definitiv bis heute nicht bereut.
Das Schicksal hatte aber andere Pläne [...] Ich durfte Neve doch kennenlernen!

Murgesenpferd.de: Warum hast du gezielt nach Barockpferden geschaut?
Laura: Ich komme eigentlich aus der Isländer Sparte und habe sogar eine Zeitlang auf Island gearbeitet. Das englische Reiten jedoch ist für meinen Geschmack zu hart, und zu wenig pro Pferd. Mein Nelchen konnte gefühlt alles, jedoch war sie altersbedingt recht begrenzt. Es war aber durch sie, dass ich zur akademischen Reitkunst fand, und wollte daher ein Pferd finden, was bereits die Veranlagung besitzt in dieser Reitweise zu brillieren. Beim Isländer habe ich den höchsten Respekt vor der Ausbildung, da die Gänge richtig rauszureiten und das zu fühlen, da braucht man ein besonderes Gespür dafür und das wollte ich nicht. Daher dann der Weg zum Barockpferd.
Murgesenpferd.de: Was ist denn für dich das Besondere an Murgesen? Welches Merkmal hat dich überzeugt?
Laura: Sie sind so cool, so unerschrocken, das finde ich einfach toll. Bisher habe ich nur einen Murgesen kennengelernt, was superängstlich war, jedoch hat er leider sehr schlechte Erfahrung mit dem Menschen gemacht. Wenn Murgesen ihren Menschen vertrauen, dann machen sie aber alles mit. Sie gehen für einen durchs Feuer. Sie sind zudem superneugierig, haben kein Problem gegenüber neuen Situationen und sind sehr ehrlich. Bei Neve hat mir von Anfang an gefallen, dass sie super fein und sehr sensibel ist. Da musste ich mich schon anstrengen erstmal ihre Sprache zu lernen und zu verstehen, sonst wurde sie gerne mal explosiv und fühlte schnell überfordert. Was mich an ihr jedoch überzeugt hat nebst ihrem Foto in der Anzeige, war, weil sie als sehr unerschrocken und neugierig beschrieben wurde, und das ist sie auch. Besonders witzig finde ich bei ihr, dass sie prinzipiell auch erstmal den Popo gekrault haben will und dann auch gerne mal mehrere Meter rückwärts auf einen zuläuft, um genau die richtige Stelle zu erwischen.

Sie ist so cool, so unerschrocken [...] was ich aber besonders witzig finde ist dass sie erstmal den Poppo gekratzt bekommen möchte
Wilkommen Neve!
Murgesenpferd.de: Wie ging es denn nach dem Kauf bei euch weiter?
Laura: Ich organisierte eine klinische AKU ohne Röntgen und begab mich direkt auf die Stallsuche – was sich als recht schwierig entpuppte. Gefühlt haben während Corona ganz viele Menschen sich ein Pferd gekauft, und die Ställe hatten entsprechend lange Wartelisten. Ich wollte eigentlich genau an dem Stall wo bereits eine Freundin und Trainerin eingestellt war, jedoch war die Warteliste so lang, dass man hätte 1 Jahr warten müssen. Da suchte ich mir andere Ställe und fand auch zwei, bei denen es einigermaßen passte. Aber, das Schicksal und Glück waren wieder auf unserer Seite, und an dem Stall meiner Freundin wurde frühzeitig eine Box frei und wir konnten dort einziehen. Und da bleiben wir auch erstmal, denn wir fühlen uns sehr wohl hier.
Murgesenpferd.de: Thema Fütterung: Wie hast du denn Neves Fütterung angepasst? Fütterst du irgendwas zu?
Laura: Ich halte es recht simple. Sie steht im Offenstall, hat aber keine 24/7 Weide, da habe ich etwas Sorge wegen Stoffwechselerkrankungen habe. Neben Weide bekommt sie noch Heu, und es ist eine Salzleckstein-Bar immer zur Verfügung. Am Anfang habe ich ihr etwas Hafer zugefüttert, weil sie etwas schmächtig war, und manchmal etwas gegen das Aufgasen vor allem während der Weidesaison. Ansonsten bekommt sie kein Mineralfutter von mir, sondern ich mache regelmäßig ein Blutbild und decke die Mängel mit einer anschließenden Kur ab. Momentan zum Beispiel hat sie etwas niedrige Selen Werte, also bekommt sie demnächst erstmal eine Kur. Ansonsten sieht sie tipptopp aus, und ich tausche mich regelmäßig mit anderen Murgesenbesitzern aus.
Worauf man beim Murgesen achten sollte
Murgesenpferd.de: Sehr cool! Und wie sieht es beim Training aus, womit habt ihr angefangen und wo steht ihr jetzt?
Laura: Ganz klar – ich möchte sie in der akademischen Reitkunst ausbilden. Aber momentan lernen wir erstmal die Basics, denn die Grunderziehung ist bekannterweise wichtig bei Murgesen 😂. Ich möchte, dass wir vom Boden aus schon eine gute Beziehung aufbauen, damit wir dann vom Sattel aus auch schon eine Grundlage oder Grundkommunikation bestehen haben. Mittlerweile fangen wir auch schon vermehrt mit Seitengängen an, Zirkel verkleinern und vergrößern usw. Wir nehmen uns aber ganz viel Zeit, Neve gibt nämlich das Tempo vor. Ansonsten gehen wir viel spazieren und machen auch mal zwischendurch spaßige Zirkuslektionen. Mittlerweile gewöhne ich sie langsam an den Sattel und lasse sie auch schon „einparken“. Ich habe zudem auch alles erstmal nur mit Halfter und Kappzaum gemacht, damit sie das Gebiss nicht direkt ablehnt. Ich möchte sie behutsam daran gewöhnen. Mit Filzsattel habe ich sie auch schon geritten, man merkt jedoch bspw. beim Galopp, dass sie noch sehr mit der Balance zu kämpfen hat, da muss man schon recht sattelfest sein, wenn sie mal etwas wilder wird. Neves Steckenpferd ist jedoch die Freiarbeit, ich habe ihr bspw. die Levade beigebracht, die sie mit Bravour und Stolz präsentiert. So glaube ich auch, habe ihr einen Raum geboten, in dem sie kontrolliert ihr Energie auslassen kann, den seitdem steigt sie nicht mehr unkontrolliert. Man muss wirklich die Signale beachten bei den Murgesen. Wir hatten einmal ein Fotoshoot bei dem alles richtig gut geklappt hat. So sehr, dass wir am Ende doch noch gerne dieses eine extra Foto 10 m weiter weg haben wollten. Auf dem Weg dahin fing sie an hibbelig zu werden und mit den Hufen zu scharren – da wusste ich schon, ok, jetzt müssen wir umdrehen. Hätte ich darüber hinweggeschaut und gesagt, das müsse sie durch, wär sie mir an der Hand explodiert.
Murgesenpferd.de: Was würdest du also anderen Interessierten weitergeben?
Laura: Sich vorab gründlich zu informieren. Klar muss man das bei jedem Pferd machen, jedoch bei den Murgesen vielleicht etwas mehr. Wenn man sogar die Chance hat, vorher welche kennenzulernen, sollte man diese ergreifen. Es ist eine tolle Rasse, und wenn man ihnen die nötige Zeit gibt und lernt zuzuhören, dann wird es eine wunderschöne Partnerschaft. Man muss es aber wollen, offen sein und wissen, dass Murgesen „1-Mann-Pferde„ sind. Das heißt, man muss sie für sich selbst gewinnen.
Murgesenpferd.de: Was hättest du gerne vorher gewusst? Etwas, worauf du dich hättest gerne besser vorbereitet?
Laura: Schwierige Frage. Ich bin recht blauäugig die Sache angegangen, denn ich lasse Dinge gerne auf mich zukommen. Man muss sich so oder so auf das Pferd nach dem Kauf individuell einstellen und schauen, was funktioniert und was nicht. Bei Murgesen sollte man beachten, dass sein Stallwechsel bedeutet, dass das Pferd sehr unterschiedlich reagieren kann. Ich kenne ein paar, die den Stallwechsel gar nicht vertragen haben und eine 180 Grad Wendung gemacht haben, das hat sich aber sehr schnell wieder gelegt. Das sollte man aber wissen, und sich darauf einstellen, damit es keine Überraschung wird, wenn es passieren sollte.

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