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Habt ihr schon mal von Neapolitaner gehört? Klar, für diejenigen die bereits meinen Teil über die Geschichte der Murgesen gelesen haben, haben es schon gehört. Wenn nicht, Nein, nicht der Hund. Und nein, auch nicht der Ort und auch nicht die Pizza *Lach*. Sondern die Pferde! Hier möchte ich euch ein wenig über den Ursprung dieser Rasse, die als Vorfahre der Murgesen gilt, mitgeben und im nächsten Teil könnt ihr euch gefasst machen, da erzähle ich euch was es aktuelles zu der Rasse gibt 😉
Der Ursprung der Neapolitaner
Einst waren die Neapolitaner wenige, und heute noch weniger. Diese edlen Rösser waren der Stolz und Pracht der Adeligen, und auch wenn in der Literatur nicht viel zu finden ist, so waren sie zu ihrer Zeit genau so bedeutend wie die iberischen Pferde. Sie waren der Ursprung der Murgesen und prägten viele weitere, auch modernen, Pferderassen. Insbesondere Ihre Eleganz und Robustheit machte sie nicht nur für den Kriegseinsatz beliebt, sondern auch für die Zucht. Heute findet man Spuren der Neapolitaner in den Stammbäumen der Lipizzaner beispielsweise, die auf Zwei ganz bestimmte Hengste zurückzuführen sind: Conversano (geb. 1767, Rappe) und Neapolitano (geb. 1790, Braun). An dieser Stelle würde ich euch gerne Gemälde oder Fotos der beiden Hengste zeigen, jedoch gibt es nicht allzu viel. Wenn ihr also euer Wissen teilen wollt, könnt ihr das gerne unten kommentieren oder mich direkt anschreiben.
Auch im Stammbaum der bohemischen Kladruber, der dänischen Frederiksborger sowie der holländische Gelderländer findet man Hinweise auf ihre Neapolitanischen Vorfahren. Wisst ihr welche vorfahren eure Pferde haben? Ich wusste es bis dato nicht, umso interessanter fand ich es also als ich in meinen Recherchen herausfand, dass der Neapolitaner sogar in unseren deutsch-preußischen Linien zu finden ist! Ja genau, im Hannoveraner, Oldenburger, Holsteiner, Württemberger und sogar Trakehner, lassen sich Spuren dieser edlen Rasse wiederfinden.

Stallbursche & Zwei Neapolitaner (1790) Johann Georg Pforr
Einen genauen Ursprung zu datieren ist aehnlich wie bei den iberischen Pferden eher wirr. Erste Aufzeichnungen der Zucht stammt aus einer Ebene, die sich von Volturno bis Sarno erstreckt und einem Teil des Territoriums der Provinzen Caserta und Neapel entspricht. Es wurden Pferde durch die Roemer importiert und mit derer aus der Amalfi Region gekreuzt. Es wird daher vermutet dass diese die Grundlage der Rasse bildeten. Dieses Gebiet war schon immer der Pferdezucht beliebt. Bereits die Etrusker wählten dieses Gebiet da es vor dem Risiko griechischer Invasionen geschützt war und darüber hinaus bieten der vulkanische Boden und der Kalksteinbeitrag der beiden kalziumreichen Flüsse, die dieses Gebiet abgrenzen, eine Umgebung, die der Pferdezucht förderlich ist. Die Römer züchteten dort ihre besten Pferde für den kaiserlichen Hof. Dieses kampanische Pferd mit orientalischen Gesichtszügen hatte eine gerade oder konvexe Nüstern , einen langen und feinen Hals , eine leicht quadratische Kruppe und eine Widerristhöhe von 145cm.
Es dauerte jedoch bis zum XV. Jahrhundert bis die Rassemerkmale offiziell festgelegt wurden und der Zucht entsprechend als Vorgabe diente. Der Pferdehandel mit Spanien liess die Zucht gedeihen und die Kunst des Reitens gewann an absoluter Beliebtheit. Der Knappe der königlichen Kavallerie ist die prominenteste Figur des Hofes und verfügt über Großmächte. Alphonse V d’Aragon gründete zehn Kilometer von Capua entfernte Gestüte sowie ein Trainingszentrum in der Nähe von Nola südöstlich von Neapel. Der Austausch von Pferden zwischen dem Königreich Neapel und Spanien nimmt zu. Da die iberischen Pferde selbst viel Bartblut in ihren Adern haben, verstärkt dies das, was bereits in der neapolitanischen Rasse vorhanden ist. Anhand dieser schriftlich festgelegten Datierungen, gehen viele Historiker und Liebhaber der Pferde davon aus, dass die neapolitanischen Pferde mit den spanischen gekreuzt wurden und so die Rasse weiter gefördert wurde. Es gibt jedoch andere Stimmen die besagen, dass die Zucht streng auseinander gehalten wurde um so beider Rassen ihre typischen Merkmale zu belassen.
Anfang des XVI. Jahrhunderts erreichte die Reitkunst ihre Pike. Es lehrten bedeutende Reitmeister wie Cessare Fiaschi, Pasquale Carracciola, Frederigo Grisone (Gründer der Reitakademie Neapel) und Pignatelli die klassische Reitkunst und den Nahkampf zu Pferde. Doch Innovationen im Bereich der Feuerwaffen bedeutete dass sich die Ansprüche und Anforderungen an die Pferde änderten. Sie mussten leichter, wendiger und rittiger werden. Es wurden also die spanischen Genetten vermehrt genutzt, und lösten die schweren Kriegspferde ab. Es entstanden Drei verschiedene Schläge der Neapolitaner:
- Corisieri: Grosse Zugpferde, ausschliesslich am Gestüt des Koenigs gehalten
- Genetten
- Da Due Selle: mittelgrosse, starke Pferde hauptsächlich von Fürsten und Adeligen gezüchtet
Laut eines Schriftzugs von Carracciola soll es in Neapel im Jahr 1567 82 verschiedene Gestüte gegeben haben, zudem sollen die Spanier eine Vorliebe fuer Rappen gehabt haben. Die Neapolitaner wurden aber erst durch Karl V so bekannt, dass es von Importen der sogenannten „Neapolitanern“ gab. Von Adeligen weiter gezüchtet, setzte jedoch jede Adelsfamilie auf unterschiedliche Merkmale. So auch die spätere Ausprägung der Murgesen – aber dazu später mehr. Sie galten als gute „Kriegs Rösser“ die aber oftmals „hitzige, störrische Köpfe“ haben, denen man Zeit in der Ausbildung geben sollte. Insgesamt kann man aber sagen, dass die Neapolitaner schon damals bekannt für ihre Schönheit, Eleganz, Robustheit und Sanftmut waren. Sie wurden für den Einsatz in Schlachten & Kriege gezüchtet und in den verschiedenen „Arien“ ausgebildet. So mussten sie beispielsweise auf Kommando Steigen, Beißen und Treten. Diese Arie war auch klar der Ursprung der Hohen Schule so wie wir sie heute aus Spanien, Portugal und Frankreich kennen. Zu Anfang des XVII. Jahrhunderts bestanden 282 Gestüte im Süden Italiens. Es war im Jahr 1774 in dem der Hengst „Conversano“ durch den Fürsten Kaunitz auf Auftrag des Kaisers Josef II. vom Gestüt des Grafen Conversano gekauft wurde den ich bereits weiter oben genannt habe. Er gehoerte der Neapolitanerrasse an und seine Abstammung geht teilweise auf Spanier zurück. Gezüchtet wurde er in der Gegend von Bari, im Gebiet von le murghie, in Apulien, wo relativ karge Verhältnisse vorherrschten – Also ein, wie wir es heute kennen, Murgese 😍

Federico Grisone (Aubry 1843)
Das langsameVerschwinden
Zum 18. Jahrhundert fing die Rasse an Zuchtwert zu verlieren. Auch wenn sie Größe mit Grazie vereinten, Sanftmut & Temperament und als gute Kriegsrösser beschrieben wurden, so sprachen sich Reitmeister wie François Robichon de la Guérinière 1733 aus und beschrieb sie sie als „größtenteils ungelehrig und folglich schwer abzurichten“. Löhneyssen beschrieb sie zudem als „hitzige, störrische Pferde denen man Zeit in der Ausbildung geben muss“. Aus diesen Gründen verwies beispielweise Guérinière sie, trotz ihrer natürlichen Veranlagung zur Piaffe, jedoch ihrer mangelnden „Unterwerfung“ aus seiner Kavallerieschule. Zudem schrieb er „Ihre Gestalt nimmt anfänglich nicht ein, denn gewöhnlich haben sie zu große Köpfe und zu dicke Hälse; ungeachtet dieser Fehler aber haben sie schöne Bewegungen und Stolz.“ Tchja, tolle Beschreibung, da blutet direkt mein Murgesen-Herz. Oft beschrieben auch andere Reitmeister der klassischen Lehre die neapolitanischen Pferde als „schwerfällig, ohne Herz und Feuer und für den Wagen besser geeignet als für den Sattel“ (Newcastle). Zum 19. Jahrhundert gelten sie mangels Zucht als offiziell ausgestorben.
Traurig, wenn man bedenkt, dass sie durch ihre Eleganz und Schönheit so beliebt waren dass sie einen großen züchterischen Einfluss auf so viele verschiedene Zuchtlinien Europas hatten. Aber keine Bange! Schaut im 2. Teil nach für eine tolle Überraschung!
DerNachkomme Murgese
Ihr fragt euch sicherlich wo hier die Murgesen platz finden. Im 15. Jahrhundert wurden edle Pferde nur von Adelsfamilien gezüchtet. So gab es in ganz Italien hunderte von Gestüte. Durch den spanischen Einfluss gewannen die Rappen deutlich an Beliebtheit, und so entstand es, dass im süden Italiens vermehrt Rappen gezüchtet wurden. Vor allem aber die Rappen aus Apulien (Murge) wurden dann wiederum für ihre Trittsicherheit und weitaus höhere Robustheit bekannter als die Neapolitaner aus dem Norden. Zudem kommt noch hinzu, dass es verschiedene Zuchtmerkmale gab, auf die die Adelsfamilien Wert legten. Nicht ganz so einfach zu unterscheiden, oder? Wenn ihr weiteres zu Herkunft der Neapolitaner herausfinden wollt, kann ich euch im Blog-Teil Fachliteratur einige Bücher empfehlen und weiter unten habe ich euch ein paar Quellen bereitgestellt. Einige dieser Bücher habe ich selbst als Recherche Grundlage für diesen Beitrag genutzt.

„Nobilissimo Coursier Nappolitain“, Abraham van Diepenbeeck (ca. 1650)
Wusstest du dass...
EinZeitrafferder Neapolitaner
III. Jahrhundert vor Christus AD
Erste Aufzeichnungen der Zucht stammt aus einer Ebene, die sich von Volturno bis Sarno erstreckt und einem Teil des Territoriums der Provinzen Caserta und Neapel entspricht. Die Roemer importierten ihre eigenen Pferde welche mit den hiesigen gekreuzt wurden. Hinzu kommen importierte Pferde aus der Meeresrepublik Amalfi deren Linien gekreuzt wurden. Diese bilden die Grundlage der Neapolitaner.
XIII Jahrhundert
Karl von Anjou eroberte das Königreich Neapel. Seine Faszination den Pferden gegenüber, befahl er die Zucht ohne fremdes Blut weiterzuführen und die Zucht & Besitz auf Fürsten und Adlige zu beschränken.
XV Jahrhundert
Die spanische Herrschaft über Italien hatte grossen Einfluss auf die Neapolitaner. Durch die Kreuzung und die Festlegung der Rassemerkmale, wurde die Rasse weiter gefördert.
XVI Jahrhundert
Höhepunkt der Neapolitaner. Oft jedoch nicht genannt da die regierenden Dynastien, alle Pferde spanischen Ursprungs, nicht so viel Bewunderung für eine Rasse duldeten. Prominente Namen jedoch wie Karl V & der Marquis de Mantua setzten jedoch auf die Rasse und importierten diese für ihre eigene Zucht.
XVIII Jahrhundert
Neapel kam unter österreichischer Herrschaft und diese importierten eine grosse Anzahl an neapolitanischen Pferde. Die Vorliebe zur Jagd mit Hund & Pferd bedeutete dass die Neapolitaner mit Araber gekreuzt wurden. So entstand der Persano. Einige Züchter jedoch hielten die Tradition aufrecht und die Blutlinien „rein“.
XIX Jahrhundert
Grosse Reitmeister wie François Robichon de la Guérinière verwiesen die Rasse aus den Schulen. Dies zeichnete Niedergang der Rasse.
Die genauen Rassemerkmale gibt es nicht mehr in schriftlicher Form. Allerdings gibt es viele Gemälde aus denen man die einzelnen Merkmale erkennen kann. Guiseppe Maresca (über den ihr hier mehr lesen könnt) hat beispielsweise seine Zucht basierend auf dieser umgesetzt. Umso interessanter ist es, dass es einen Auszug eines anonymen Dichters gibt, der die Neapolitanischen Pferde seinerzeit beschrieb:
Morphologie des Neapolitaners
Ein anonymer Dichter beschreibt das neapolitanische Pferd wie folgt:
„Das Neapelpferd hat einen kleinen Kopf
und kleine Ohren,
seine Stirn ist breit,
sein Vorderschloss ist buschig und seine Augen sind aus Feuer,
Die Nasenlöcher sind lang und der schöne gewölbte Ausschnitt.
Neben all diesen schönen Eigenschaften,
Sein Schwanz ist lang und sein Bauch ist gerade
wie seine Beine.
Um noch besser das perfekte Pferd zu sein,
Seine Mähne ist dick und seine Brust geräumig
und die Natur stattete ihn auch mit einem schönen harten Horn aus
und prall […] „

„Le Napolitain“, Baron von Eisenberg (1759)

Modernes Neapolitanisches Pferd vorgestellt auf der Fiera Cavalli 2014.
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Die Gemälde die ihr hier seht, porträtieren den Neapolitaner wie er einst war. Johann George von Hamilton (1672-1737), der unter anderem auch die zwei bekanntesten Neapolitanischen Hengste der Habsburger "Cerberus" & "Scaramuie" porträtierte, hat unzählige Werke von Pferden seiner Zeit - schaut sie euch mal an!
Auch wenn ich mir absolut Mühe gebe mit meiner Recherche, so kann es vorkommen dass ich Dinge fehlinterpretiere oder sonst irgendwas. Hab keine Scheu mich anzuschreiben, denn das Ziel dieses Blogs ist es, eine leicht zu verstehende, kreative Übersicht zu bieten bei dem jeder Leser und Leserinnen sich über die Pferde informieren kann 😁